«Hoher 4x4-Anteil treibt CO2-Schnitt in die Höhe»

«Hoher 4x4-Anteil treibt CO₂-Schnitt in die Höhe»

17. Juni 2016 agvs-upsa.ch - Die durchschnittlichen CO2-Emissionen aller in der Schweiz 2015 neu zugelassener Personenwagen lag bei 135 g CO2/km. Das sind zwar 7 Gramm weniger als im Vorjahr aber immer noch 5 Gramm zu viel. Wir wollten von auto-schweiz-Direktor Andreas Burgener wissen, was die Gründe für das Verfehlen des Ziels sind.

Im Vollzugsjahr 2015 wurden rund 327‘000 Personenwagen auf ihre CO2-Zielerreichung geprüft. Darunter fielen Neufahrzeuge sowie solche, die im Ausland weniger als sechs Monate vor der Verzollung in der Schweiz zum ersten Mal zugelassen wurden. Die gesamte Neuwagenflotte setzte sich aus rund 2000 PW von Klein- und Privatimporteuren und rund 325‘000 PW von 93 registrierten Grossimporteuren zusammen.

Die Überschreitung wird mit Sanktionszahlungen gebüsst. Diese belaufen sich 2015 auf insgesamt rund 12,6 Millionen Franken und werden in Abhängigkeit der Anzahl Fahrzeugzulassungen und Importeure auf die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein aufgeteilt. Der Schweizer Anteil wird dem Infrastrukturfonds zugewiesen.



Fünf Fragen an Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz

1.    Die CO2-Zielvorgabe von 130 g/km für 2015 wurde nur knapp verfehlt – sehen Sie das positiv, dass Sie es fast geschafft hätten oder ärgert Sie das?
Andreas Burgener: Der erreichte Wert von 135 g CO2/km liegt dort, wo wir ihn ungefähr erwartet hatten. Mit 4,9 Prozent haben wir eine sehr starke Absenkungsrate im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Ich sehe das positiv. Fakt ist und bleibt aber: Weil die Schweiz die EU-Ziele übernommen hat, ohne sich in den EU-Durchschnitt einrechnen zu lassen, werden unsere Mitglieder benachteiligt. Das kostet unnötig Geld – entweder durch das Bezahlen von Bussen oder den preislich subventionierten Verkauf alternativer Antriebe. Diese Vorgehensweise vernichtet im schlimmsten Fall Arbeitsplätze und hilft der CO2-Bilanz der Schweiz kein bisschen.

2.    Warum wurde die Zielvorgabe verfehlt?
Durch die Aufhebung des Franken-Mindestkurses zum Euro Anfang 2015 ist der Markt im vergangenen Jahr stark gewachsen. In Verbindung mit einem Allrad-Anteil auf Rekord-Niveau hat das den CO2-Durchschnitt nach oben gezogen. Da konnte uns leider auch der höchste Diesel-Anteil aller Zeiten nicht viel helfen. Allerdings ist die Zahl rein elektrischer Neufahrzeuge im vergangenen Jahr stark gestiegen, wenn auch auf noch niedrigem Niveau. Das zieht den CO2-Durchschnitt natürlich nach unten.

3.    Der Anteil an Klein- und Direktimporten ist gering, doch wie gross sind die Auswirkungen auf das Gesamtflottenziel?
Das ist schwer zu sagen, da es sich um weniger als ein Prozent des Gesamtmarkts handelt. Fakt ist aber: Es kommen vor allem CO2-intenisve Fahrzeuge durch Klein- und Privatimporte ins Land.

4.    Wie sieht die Situation für 2016 aus – werden die Grossimporteure den Zielwert unterbieten?
Falls wir einen ähnlichen Absenkungspfad wie im letzten Jahr erreichen, sollte es möglich sein, die 130 g/km zu erreichen. Unsere Mitglieder sind aber längst dabei, sich auf das nächste Ziel von 95 g/km ab 2021 einzustellen, denn was wird eine grosse Herausforderung. Ohne einen deutlich höheren Anteil an alternativen Antrieben ist das nicht zu schaffen. Derzeit liegen wir bei gut 4 Prozent Marktanteil der Alternativen.

5.    Wie können die Garagisten helfen, den CO2-Ausstoss tief zu halten?
Indem die Garagisten ihren Kunden die unterschiedlichen Motorisierungen erklären und auf die Vorzüge des niedrigen Verbrauchs von kleineren Triebwerken hinweisen. Diese sind ja meist auch günstiger in der Anschaffung. Zudem interessieren sich immer mehr Autofahrerinnen und -fahrer für elektrische Antriebe. Hybrid-Motorisierungen sind eine tolle Möglichkeit, um die Welt des elektrischen Fahrens kennenzulernen und gleichzeitig nicht auf die Vorzüge des Verbrennungsmotors mit grosser Reichweite verzichten zu müssen. Ich fahre selbst derzeit ein Fahrzeug mit Hybridantrieb und kann nur empfehlen, es einmal zu testen.

Durchschnittsverbrauch: 5,84 Liter pro 100 Kilometer
Die in der Schweiz im Jahr 2015 neu zugelassenen Personenwagen haben einen Durchschnittsverbrauch von 5,84 Liter Benzinäquivalenten pro 100 Kilometer. Gegenüber dem Vorjahr (6,11 l/100 km) entspricht dies einer Abnahme von 4.4 Prozent.). Zwei Gründe dafür: Von den im letzten Jahr rund 327'000 neu zugelassen Personenwagen waren 1,9 Prozent ganz oder teilweise elektrisch betrieben (2014: 0,9%) und auch der Anteil der sparsameren Dieselfahrzeuge stieg leicht an und betrug 39,3 Prozent (2014: 37,2%).

Die technische Effizienz der Neuwagen verbesserte sich im Jahr 2015 weiter. Der Energieverbrauch pro 1000 kg Fahrzeuggewicht sank um 6,0 Prozent auf 3,81 LBÄ/100km (2014: 4,05 LBÄ/100km). Beim Leergewicht ist indes ein Anstieg auf 1532 kg zu verzeichnen (2014: 1507 kg). Der durchschnittliche Hubraum nahm 2015 um 1,5 Prozent auf 1783 ccm ab (2014: 1810 ccm).

 
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